Qualifikationen und Weiterbildungen für Immobilienmakler

Nur wenige Berufsgruppen polarisieren in Deutschland so stark wie die des Immobilienmaklers. In den Köpfen der meisten Menschen entsteht ein Bild, dem zufolge die Makler viel Geld für wenig Arbeit verdienen. Allerdings sieht die Realität für die meisten in Deutschland tätigen Immobilienexperten anders aus. Die Tätigkeit des Immobilienmaklers ist ein äußerst vielschichtiger Beruf, der weit mehr als einfache Besichtigungstermine einschließt. Mittlerweile ist nicht nur mehr Flexibilität der Immobilienexperten gefordert. Politische, technische und gesellschaftliche Entwicklungen zwingen die komplette Immobilienbranche dazu, sich Neuerungen anzupassen. Dieser Wandel wird beispielsweise mit der digitalen Weiterentwicklung sowie gesetzlich festgelegten Bedingungen wie dem Bestellerprinzip für den Immobilienmarkt begründet.

Die Vorlage einer behördlichen Gewerbeerlaubnis ist Pflicht

Heutzutage ist jeder angehende Immobilienmakler verpflichtet, eine behördliche Gewerbeerlaubnis gemäß § 34 c Gewerbeordnung vorzulegen. Zum Erhalt dieses Dokuments müssen Antragsteller folgende formale Anforderungen erfüllen:

  • keine praktizierende Geldwäsche
  • keine Hehlerei, Wucherhandlungen oder Urkundenfälschungen
  • kein Betrug oder Untreue
  • keine Unterschlagung oder Erpressung
  • Antragsteller dürfen in den vergangenen fünf Jahren keine Diebstähle oder anderweitige Verbrechen begangen haben

Eine weitere Voraussetzung zum Erhalt der gewerblichen Erlaubnis ist, dass kein Insolvenzverfahren gegen die Antragsteller vorliegt. Unter Vorlage von Unterlagen wie dem Personalausweis oder einem Führungszeugnis (ohne Einträge) wird der Erlaubnis stattgegeben – soweit der formelle Hintergrund. Wer sich als Immobilienmakler jedoch dauerhaft gegen die Konkurrenz durchsetzen möchte, sollte weit mehr als die behördliche Genehmigung vorweisen.

Fundiertes Know-How im rechtlichen Bereich

Fundierte Kenntnisse über aktuelle und juristische Marktbedingungen sind für einen guten Immobilienmakler das A und O. Dieses Know-How schließt umfassende Expertise im Mietrecht, Notarrecht, Grundbuch- sowie Vertragsrecht ein. Makler sollten in der Lage sein, die Fragen ihrer Kunden über Finanzierungsoptionen sowie steuerrechtliche Hintergründe zu beantworten. Möglicherweise kooperieren die Immobilienspezialisten sogar mit einem Finanzierungs- und Steuerexperten aus der Region, an den die Klientel bei Bedarf weitervermittelt werden kann. Zudem sollte ein versierter Immobilienmakler bestens mit den Bedingungen des regionalen Immobilienmarkts vertraut sein. Umfassendes Wissen über derzeitige Miet- und Verkaufspreise sowie Markttendenzen sind ebenso wichtig wie eine bewusste Spezialisierung auf einen Immobilienmarkt mit örtlicher Abgrenzung.

Ein absolviertes Studium oder eine Ausbildung als wichtigster Ausgangspunkt

Generell existieren vom Gesetzgeber keine festen Vorgaben darüber, vor Aufnahme der beruflichen Tätigkeit ein Studium oder eine Ausbildung zu absolvieren. Wer sich als Makler jedoch dauerhaft gegen die Konkurrenz durchsetzen möchte, ist gezwungen, neben praktischen Erfahrungen zusätzliche Qualifikationen zu erwerben. Hierfür stehen verschiedene Studienvarianten zur Wahl. Wer einen Ausbildungsberuf bevorzugt, sollte eine Ausbildung als Immobilienkaufmann bzw. Immobilienkauffrau oder geprüfter Immobilienfachwirt anstreben. Diese Ausbildungen können durch Lehrgänge von Bildungseinrichtungen wie der Industrie- und Handelskammer oder kooperierenden Institutionen wie der Europäischen Immobilien Akademie oder Deutschen Immobilien Akademie ergänzt werden. Studiengänge werden wahlweise als Bachelor of Arts von der Universität Regensburg oder der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin angeboten. Wer Betriebswirtschaftslehre als Studienfach wählt, kann sich auf den Schwerpunkt Wohnungs- und Grundstückswesen spezialisieren. Im Anschluss an Bachelor-Studiengänge sollten angehende Immobilienmakler darüber nachdenken, das Studium im Bedarfsfall um einen Master-Studiengang zu erweitern.

Die Gefahr einer Fehlberatung minimieren

Natürlich sind diese Ausbildungen kein Garant dafür, dass Makler im Anschluss erstklassige Beratungsleistungen erbringen. Dennoch minimiert sich das Risiko einer Fehlberatung aufgrund unzureichenden Fachwissens. Wer weitere Möglichkeiten für eine Weiterbildung sucht, sollte an themenspezifischen Lehrgängen teilnehmen. Diese Kurse werden beispielsweise von Einrichtungen wie Sprengnetter oder dem Immobilienverband Deutschland – dem IVD – angeboten. Mittlerweile hat der Bundestag eine Weiterbildungspflicht für Immobilienmakler beschlossen. Diese Regelung soll dazu beitragen, dass sich das gesamte Ansehen der Immobilienbranche zum Positiven verändert. Schließlich ist eine kompetente Verkaufs- und Vermietungsberatung insbesondere bei großen Wirtschaftsgütern wie einer Immobilie unerlässlich. Diese Weiterbildungspflicht soll über Bildungsmaßnahmen dafür sorgen, dass sich die Qualität von Beratungsleistungen durch Makler verbessert.

Der Sachkundenachweis gibt Kunden Sicherheit

Zudem fordern Vereinigungen wie der IVD seit geraumer Zeit neue Regelungen zur Berufszulassung ein. Die Rede ist von einem sogenannten Sachkundenachweis, der zukünftig eine wichtige Grundlage zur Erteilung einer Gewerbeerlaubnis bilden soll. Die eingeforderte Sachkunde soll gegenüber der IHK in Form einer Prüfung nachgewiesen werden. Nach aktuellem Stand der Dinge sind all die Makler vom Sachkundenachweis ausgeschlossen, die die Tätigkeit zum Inkrafttreten des Gesetzes seit mindestens sechs Jahren ausgeübt haben. Die Ausnahme gilt ebenfalls für alle Immobilienmakler, die einen anerkannten Abschluss oder eine vergleichbare Berufsqualifikation vorweisen können. Als diese Abschlüsse kommen Studienabschlüsse im Bereich der Immobilienwirtschaft, Zertifizierungen durch die Industrie- und Handelskammer sowie absolvierte Ausbildungen als Immobilienfachwirt/in oder Immobilienkaufmann/frau in Betracht.

Professionalisierung der Branche

Mit diesen Neuerungen für eingeforderte Weiterbildungen oder Bildungsnachweise setzt der deutsche Bundestag ein Zeichen. Die Professionalisierung der Branche der Immobilienmakler wird nicht nur gewünscht, sondern in ersten Schritten umgesetzt. Nun sind Politiker, staatliche Behörden und die Immobilienwirtschaft aufgefordert, diese Forderung durch Angebote neuer Weiterbildungsmaßnahmen zu unterstützen.

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