Ikea als Häuslebauer? Dieses Szenario ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Denn es ist noch gar nicht lange her, als das schwedische Möbelunternehmen erste Pläne für eine Erbauung günstigen Wohnraums der Öffentlichkeit vorstellte. Doch günstige Preise sind nicht der einzige Schlüssel dafür, dass sich auch ärmere Familien zukünftig eine eigene Wohnung leisten können, so Ikea. Zugleich spielt ein einzigartiges Preiskonzept von BoKlok eine wichtige Rolle. BoKlok ist eine Fusion von Ikea sowie des schwedischen Bauunternehmens Skanska.

Immobilienfinanzierungen für alle sozialen Schichten
Die Idee hinter diesem Projekt ist typisch skandinavisch. Die in Rechnung gestellte Rate ist durch das Haushaltseinkommen abgedeckt. Das Zahlungsmodell des Unternehmens wird als "left to live" bezeichnet. Das bedeutet wiederum, dass den Haushalten stets genügend Geld übrig bleibt, um alle alltäglichen Kosten zu bewältigen. Nach diesem Konzept soll es laut BoKlok sogar für eine alleinerziehende Mutter möglich sein, eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern finanzieren zu können. Deshalb setzt BoKlok keinen Preis an, der die Kosten der Häuser kennzeichnet. Vielmehr legt BoKlok einen Preis fest, den die Häuser kosten dürfen, um letztendlich auch bezahlbar zu sein.
Nur verbleibendes Geld wird in die Immobilien investiert
Hierfür ermitteln die Anbieter zu Beginn das durchschnittliche Einkommen der potentiellen Bewohner. Aus diesen Zahlen wird die Summe berechnet, die für Lebenshaltungskosten oder Steuern übrigbleibt. Der überschüssige Betrag fließt dann in die Finanzierung der jeweiligen Wohnung ein. Mit diesem Konzept sollen die Immobilien laut BoKlok nach etwa 25 Jahren abbezahlt sein – mit rund einem Drittel des Nettoeinkommens.
Die Anbieter betonen im Zusammenhang mit diesem Finanzierungskonzept, dass Wohnungen auch in Zeiten niedriger Zinsen erschwinglich sein sollten. Als Grundlage nutzen die Anbieter Wohnungen aus Skandinavien, die bei einer Größe von 46 bis 81 Quadratmeter etwa 150.000 bis 222.000 Euro kosten. Diese Preise erscheinen zwar im ersten Moment relativ hoch. Allerdings sind Einkommen und Preise für Güter des täglichen Bedarfs in Skandinavien auch wesentlich höher als im Vereinigten Königreich oder Deutschland.
Das erste Bauprojekt ist in Großbritannien gestartet
Dass die Wohnungen im Verhältnis zur Kaufkraft vergleichsweise kostengünstig sind, verraten fundierte Zahlen. Beispielsweise belief sich das mittlere Durchschnittsgehalt einer Verkäuferin im Jahr 2017 in Schweden auf rund 3.800 Euro. Das erste BoKlok-Projekt ist inzwischen schon im britischen Worthing in West Sussex geplant. Hier hat die Gemeinde ein Grundstück gepachtet, auf dem insgesamt 160 neue Wohneinheiten entstehen sollen. Ein Drittel dieser Unterkünfte vergibt die Kommune. Die zwei verbleibenden zwei Drittel werden über das BoKlok-Modell zum Verkauf angeboten. Nach aktuellem Stand der Dinge sollen die ersten Wohnungen innerhalb der nächsten zwei Jahre fertiggestellt werden.
Kein Luxus, aber komfortabler Wohnraum
Über Preise für die Immobilien lässt sich zwar aktuell nur spekulieren. Doch schon jetzt ist klar, dass bei diesen Wohnungen nicht von Luxusobjekten die Rede ist. Der Anbieter BoKlok setzt bei seinen Bauvorhaben konsequent darauf, die Kosten so gut wie möglich zu minimieren. Deshalb ist das Pachtmodell unabdingbar. Das bedeutet, dass BoKlok selbst kein eigenes Land erwirbt. Vielmehr müssen Kommunen die Anbieter bei diesem Konzept unterstützen und Baugrund zur Pacht verfügbar machen. Hierbei ist es eine wichtige Voraussetzung, dass dieses Bauland unter Marktpreis zum Verkauf angeboten wird.
Für das Bausystem wird überwiegend die Fertigbauweise angewandt. Die Häuser bestehen zum Großteil aus Holz. Einzelne Module werden in größeren Fabriken vorgefertigt. Daraufhin werden die einzelnen Teile innerhalb weniger Stunden an Ort und Stelle montiert. Auch wenn es im ersten Moment unscheinbar klingen mag. Doch dieses soziale Modell bringt in Skandinavien keine Verluste ein. Ganz im Gegenteil. In skandinavischen Gefilden erreichen die BoKlok-Häuser sogar hohe Renditen.