Enteignung von Wohnungsunternehmen

Diskussionen über die Enteignung von Wohnungsunternehmen sind in aller Munde. Doch viele Bürger beziehen zu diesem Thema mittlerweile klar Stellung. Ungefähr 70 Prozent aller Befragten kritisieren eine Enteignung großer Konzerne. Dieser Weg sei nach Meinung der Mehrheit das falsche Mittel, um in Großstädten bezahlbaren Wohnraum abzusichern. Dieses Ergebnis geht aus einer repräsentativen Umfrage von Infratest Dimap hervor, die exklusiv für die „WELT AM SONNTAG“ durchgeführt wurde.

Enteignung von Wohnungsunternehmen:

Die aktuelle Immobiliensituation in Deutschlands Großstädten als Anlass

Diese Umfrage basiert auf einer Entwicklung, die sich seit vielen Jahren in den meisten deutschen Großstädten vollzieht. Steigende Mieten sind die Folge einer hohen Nachfrage nach Wohnraum. Doch die meisten Haushalte fühlen sich von den Preisanstiegen finanziell überfordert. Deshalb werden größere private Vermieter kritisiert. Doch im Gegenzug ergab die Umfrage, dass sich die meisten Bürger dennoch gegen eine Enteignung der Firmen aussprechen. Im Gegenzug wächst der Druck der Bevölkerung auf die Forderung, mehr Sozialwohnungen zur Verfügung zu stellen. Nahezu 90 Prozent aller Befragten verdeutlichten durch die Umfrage, wie wichtig neu gebaute Sozialwohnungen seien, damit Wohnraum bezahlbar bleibt. Damit kritisieren die Probanden eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren in Deutschland vollzogen hat.

Laute Kritik an Fehlentwicklungen

Die stetig sinkende Anzahl an Sozialwohnungen ist in den Augen der Mehrheit der Bevölkerung eine klare Fehlentwicklung. Die Erhöhung des Wohngelds ist nach Meinung der Befragten nur für die wenigsten Umfrageteilnehmer ein „sehr gutes Mittel“, um bezahlbaren Wohnraum abzusichern. Im Gegensatz dazu betrachtete jedoch knapp die Hälfte aller Befragten einen erhöhten Mietzuschuss als „gut“.

Stetig ansteigenden Mietpreisen entgegenwirken

Für diese kritischen Worte hat Rolf Buch – der Vorstandsvorsitzende von Vonovia als größtem Wohnungskonzern Deutschlands – Verständnis. Beispiele wie Berlin zeigen auf, dass es nicht funktioniere, in jedem Jahr Tausende an Menschen zuziehen zu lassen und im Gegenzug viel zu wenig zu bauen. Bei dieser Tendenz sei es nur eine Frage der Zeit, bis sozial schwache Haushalte irgendwann keine Wohnung mehr finden. Doch eine Verstaatlichung von Wohnungsunternehmen sei in Buchs Augen keine Lösung für das Problem. Andere Maßnahmen könnten beispielsweise darin bestehen, private Eigentümer zu einer Bebauung von leeren Liegenschaften in gefragter Lage zu zwingen. Orientiert man sich an der Infratest-Umfrage, könnte preisgebundener Neubau eine interessante Option sein. Außerdem erachten die Probanden strengere und konsequentere Mietpreisregeln als sinnvoll, insofern diese Regelungen zeitlich begrenzt sind. Ganze 84 Prozent der Befragten sprachen sich außerdem dafür aus, dass die Mieten zumindest vorübergehend nicht mehr als die Inflation ansteigen dürften.

Neue Gesetze zur Einführung eines Mietpreisdeckels

Auch wenn dieser Zuspruch vermutlich eher unbewusst erfolgt, spricht sich ein Großteil der Umfrageteilnehmer mit diesem Standpunkt für die Pläne der rot-rot-grünen Landesregierung Berlins aus. Die Politiker haben bereits darauf plädiert, einen Mietpreisdeckel in dieser Form zu etablieren. Der Senat der Hauptstadt geht sogar noch weiter. Bis zur Sommerpause planen die Politiker ein entsprechendes Gesetz. Eine drastische Mietpreisbremse schließt die Mehrheit der Befragten ebenfalls nicht aus. Rund 80 Prozent aller Studienteilnehmer erachten es als „gut“ bzw. „sehr gut“, dass eine Preissteigerung bei einem Mieterwechsel mithilfe der Mietpreisbremse stärker reguliert oder begrenzt werden muss.

Die Initiative von Politikern ist gefragt

Bei einer direkten Verwendung von öffentlichen Geldern äußern sich Deutsche etwas skeptischer. Dennoch sprechen sich 73 Prozent aller Befragten dafür aus, den privaten Wohnungsbau auf irgendeine Weise steuerlich zu unterstützen. Über eine kostengünstige Weitergabe von kommunalen Liegenschaften an private Firmen sind Befragte geteilter Meinung. Denn generell stünden insbesondere Politiker in der Pflicht, die derzeitige Immobiliensituation zu regulieren. Es dürfe nicht soweit kommen, dass sich nur noch gut betuchte Haushalte Wohnraum in großen Stadtzentren leisten können.

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