Bauprojekte gegen den Klimawandel - ein Leben in schwimmenden Städten

Der Meeresspiegel steigt. Stürme und Starkregen sind eine Bedrohung für Städte und Dörfer. Deshalb haben es sich kreative Architekten längst zur Aufgabe gemacht, mit neuen Lösungen für Lebensraum den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken.

Den Naturmächten trotzen

Steigendes Wasser ist eine Gefahr, die Stadtplanern längst Sorgenfalten bereitet. Häufig überkommt es das Land ohne Vorankündigung. Binnen kurzer Zeit ergießen sich Unmengen an Wasser über Städten. Nehmen Sturmfluten und Starkregen auch zukünftig überhand, könnte es in vielen Wohnvierteln wachsender Metropolen irgendwann "Land unter" heißen. Vor diesem Wandel sind in Deutschland noch nicht einmal die Städte gefeit, die eigentlich von sehr viel Land umgeben sind. Statistiken des Bundesverbands der Versicherungswirtschaft bestätigen, dass durch Überflutung und Starkregen verursachte Schäden in Deutschland mittlerweile doppelt so teuer sind wie durch Sturmfluten oder Flusshochwasser bedingte Negativfolgen. Es müssen Lösungen gegen das Extremwetter gefunden werden.

Pilotprojekte in der Niederlande

Holländische Planer vertreten nun die Devise, zuerst zum Wasser zu gehen, bevor die Wassermassen zu ihnen gelangen. Sie errichten erste Bauten auf dem Wasser und denken angestrengt darüber nach, ganze Städte schwimmen zu lassen. Dass die Niederlande diesen Schritt wagt, ist alles andere als Zufall. Schließlich ist rund ein Viertel des Landes unterhalb des Meeresspiegels gelegen. Deshalb bereiten sich Stadtplaner schon seit geraumer Zeit auf die Ankunft des Wassers vor.

Schwimmende Häuser passen sich den Gezeiten an

Dienten bisher Deiche und Dämme als Lösung für dieses Problem, denken Visionäre wie Architekt Koen Olthuis nun mittlerweile über eine Errichtung schwimmender Häuser nach. Treibt ein Haus einfach auf dem Wasser, ist ein schwankender Wasserstand auch keine Bedrohung mehr. Zusätzlich eröffnen sich in Großstädten wie Rotterdam oder Amsterdam neue Wohnflächen – eine Perspektive, die auch für Großstädte wie London oder Paris interessant erscheint. Mittlerweile sind Architekturbüros damit beschäftigt, nicht nur vereinzelt Häuser auf Flüssen oder Seenplatten zu errichten. Ihr Ziel ist es, komplette Stadtviertel auf dem Meer zu platzieren. Ein potentieller Ort ist das niederländische Ijsmeer, in dem mittlerweile auf Pontons positionierte Floating Houses mit den Gezeiten treiben. Ein anderes Beispiel ist Bangladesch, dessen Überflutungsgebiete inzwischen mit schwimmenden Krankenstationen oder Klassenzimmern ausgestattet sind.

Schwimmende Pavillons in Rotterdam

Eine andere Strategie verfolgt die holländische Firma Blue21, die mittlerweile schwimmende Pavillons im Hafen von Rotterdam eingepflanzt hat. Das neuste Projekt des Unternehmens ist eine vor Tahiti auf dem Ozean errichtete Stadt, die sich durch Hydrokulturen und schwimmende Algenfarmen allein versorgen soll. Für den Baubeginn im Jahr 2022 sind derzeit elf Plattformen geplant, auf denen etwa 300 Menschen leben sollen. Doch eine Erweiterung der sogenannten "blauen Revolution" ist alles andere als ausgeschlossen.

"Sponge Cities" saugen Wasser wie einen Schwamm auf

Eine Lösung zur Kompensierung der Negativfolgen von Starkregen ist ein System, das das Wasser für kurze Zeit wie ein Schwamm aufsaugen könnte. Die Rede ist von sogenannten "Sponge Cities": in diesem Fall ähnelten weite Teile der "Schwammstädte" nach Starkregen einem See. Die dänische Hauptstadt Kopenhagen geht als lobenswertes Vorbild voran. Stadtplaner erstellten einen 30 Kilometer langen Wolkenbruch-Boulevard, der sich zur Mitte hinein absenkte und in Bachläufe umwandelte, so dass das Wasser in Richtung Öresund sowie den Hafen verlief. Radwege dienen als Notwasserwege. Als Grünstreifen konzipierte Straßen bieten Speicherplatz für Wasser. Mit diesen und weiteren Maßnahmen ist Kopenhagen gut gegen drohende Hochwasser gewappnet.

Erste Konzepte für Bauprojekte in Berlin stehen

An dieses Pilotprojekt schließen sich etwa 20 Großstädte in China oder Manhattan in New York an, die ebenfalls zu Sponge Cities umfunktioniert werden sollen. Ein Wandel von Berlin (Immobilienmakler Berlin) zur Schwammstadt ist längst in Planung. Deshalb sollen in der Stadt mehr Flächen geschaffen werden, die Regenwasser abspeichern können. Dieses Vorhaben soll beispielsweise realisiert werden, indem in der deutschen Hauptstadt rund 1.000 weitere Dächer begrünt werden – für Investitionskosten von etwa 1,5 Millionen Euro. Darüber hinaus sollen sich Begrünungen auf Straßen und Innenhöfen fortsetzen, während Teile des Regenwassers über Filtersysteme in angrenzende Seen eingeleitet werden.

Erobert die grüne Revolution die Großstädte dieser Welt?

An dieses Konzept zum Umgang mit dem Klimawandel schließt sich die sogenannte "grüne Revolution" an. Dieses Konzept basiert auf der Annahme, dass Stadtgrün für das Stadtklima besonders wichtig ist. Stadtgrün – so bestätigen Stadtplaner – erzeugt an besonders warmen Tagen eine Art Verdunstungskälte. Dadurch stellt sich ein leichter Kühleffekt ein. Dieses Konzept machen sich Experten von Unternehmen wie Greenology Systems zunutze, um Singapur in die "grünste Stadt der Welt" umzuwandeln. Die Menschen der 5-Millionen-Einwohner-Metropole leiden unter Staub, Smog, Lärm und tropischer Hitze – aufgrund mangelnder Begrünung. Da sich der Stadtstaat jedoch nicht ausbreiten kann, sollen Gärten in die Höhe wachsen. Deshalb kreieren die Stadtplaner mittlerweile gigantische Vertikalgärten, die Hochhausfassaden säumen und via Tröpfchenbewässerung versorgt werden. Diese Begrünung oder aus Balkonen wachsende Pflanzen sollen Stress abbauen und einen Kühleffekt erzeugen. Erste Erfolge können sich sehen lassen. Ein knappes Drittel der Stadtfläche ist mittlerweile mit Büschen, Rasen und Bäumen bewachsen.

Hält die gelbe Revolution in Wüstenregionen Einzug?

Eine dritte Option ist die sogenannte gelbe Revolution, die sich auf den Umbau aus Wüstenregionen bezieht. Das Ziel dieses Projekts: in Saudi-Arabien sollen sechs neue Großstädte für etwa 4,5 Millionen Einwohner errichtet werden. Dieses Konzept ist zwar keine direkte Reaktion auf den Klimawandel. Vielmehr zielen die Bauvorhaben darauf ab, unabhängiger vom Ölhandel zu agieren und sich wirtschaftlich breiter aufzustellen. Das Paradebeispiel für die gelbe Revolution ist Masdar City. Das Ziel dieses Aushängeschilds unter den Ökostädten ist es, eine Ökostadt für etwa 47.000 Menschen zu erschaffen. Einen Schritt weiter geht die erste smarte Stadt der Zukunft, die in Arizona durch Initiative von Multimilliardär Bill Gates entstehen soll. Diese neue Heimat von etwa 150.000 Menschen soll mit ausgeklügelten Datennetzen und selbstfahrenden Wagen funktionieren – ein Konzept mit Zukunft. Die Zukunft wird zeigen, welche der – zum Teil recht utopischen – Konzepte schon bald als neue Lösungen für Lebensraum begeistern. Fakt ist: Architekten machen sich ernsthaft darüber Gedanken, wie Städte den Erfordernissen der Zukunft und des Klimawandels angepasst werden können. An Ideen mangelt es nicht. Nun gilt es, diese umzusetzen.

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