Es ist bereits einige Jahre her, als die Eigenheimzulage abgeschafft wurde. Mit der Einführung des Baukindergelds startete die Regierung einen neuen Versuch, Familien bei der Errichtung der eigenen vier Wände zu unterstützen. Der Hintergrund: nur in wenigen europäischen Ländern besitzen so wenige Familien ein Eigenheim wie in Deutschland. Die Einführung des Baukindergelds betrachteten Politiker als interessante Option, damit sich Familien ihren Wunsch von den eigenen vier Wänden erfüllen können. Allerdings zweifeln Experten den Nutzen dieser Art der finanziellen Unterstützung an.
Die Höhe des Baukindergelds
Der Plan der Bundesregierung zielt darauf ab, dass Familien mit einem Jahreseinkommen von maximal 75.000 Euro einen Anspruch auf Baukindergeld haben. Pro Kind werden Zuschüsse von 15.000 Euro hinzugerechnet. Demzufolge könnte eine Familie mit einem Kind das Baukindergeld erhalten, wenn diese über ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von höchstens 90.000 Euro verfügt. Diese Summe steigt bei zwei Kindern dementsprechend auf 105.000 Euro sowie bei drei Kindern auf 120.000 Euro an.
Über welchen Zeitraum gibt es das Baukindergeld?
Das Baukindergeld wird über zehn Jahre ausgezahlt. Dieser Zeitrahmen entspricht der klassischen Laufzeit eines Hypothekenkredits. Allerdings muss das Baukindergeld nicht zurückgezahlt werden. Pro Kind und Jahr erhalten Familien jeweils 1.200 Euro je Jahr. Über den Zeitraum von zehn Jahren summiert sich der Kostenanteil auf insgesamt 12.000 Euro, die Eltern in ihrer Finanzierung berücksichtigen können. Diese Summe steigert sich bei zwei Kindern auf 24.000 Euro sowie bei drei Kindern auf 36.000 Euro. Wichtige Voraussetzungen zum Erhalt des Kindergelds sind, dass der Nachwuchs unter 18 Jahre alt ist und zu Hause wohnt. Nach dem Einzug in die eigens beanspruchte Immobilie ist die Vorlage einer Meldebestätigung erforderlich. Die zeitlich befristete Antragsdauer wird rückwirkend vom 1. Januar 2018 bis Ende 2020 gewährt.
Den Immobilienkauf detailliert kalkulieren
Der Hintergrundgedanke dieses Konzepts ist zwar gut. Dennoch raten Fachleute davon ab, Immobilien nur zu bauen oder zu erwerben, um die Förderung zu erhalten. Eine Entscheidung für ein Eigenheim ist eine Grundsatzentscheidung, die mit vielen Faktoren einhergeht. Es ist nicht im Sinne der Politiker, sich durch die Antragsfrist unter Druck setzen zu lassen. Besonders kritisch sollten die Familien die Situation betrachten, deren Jahreseinkommen deutlich unter 75.000 Euro liegt. Für diese Familien ist es schon schwierig, die hohen Mieten in Großstädten zu bezahlen. Das Baukindergeld könnte dieses finanzielle Problem kaum lösen. Schließlich ist es auch durch diesen Zuschuss kaum möglich, ein Haus in Stadtnähe zu kaufen. Ein Wohnortwechsel aufs Land ist ebenfalls nur bedingt empfehlenswert. Vermeintliche finanzielle Vorteile sind durch das Pendeln zwischen dem Wohnort sowie dem Arbeitsplatz bzw. der Schule nicht gegeben. Eine andere Situation betrifft Familien, die schon auf dem Land zur Miete leben und ein Eigenheim in gewohnter Umgebung erwerben möchten.
Das Baukindergeld sinnvoll verwenden
Um sich durch das Baukindergeld den Wunsch vom eigenen Zuhause zu verwirklichen, muss der finanzielle Zuschuss sinnvoll und gut durchdacht eingesetzt werden. Eine Option ist eine Verwendung als Sondertilgung. Eine andere Option bestünde darin, ein kleines und ein großes Darlehen auszuwählen. In diesem Fall könnte der kleine Kredit so angelegt werden, dass dieses Darlehen nach Ablauf der Förderung komplett abgezahlt ist. Dadurch wird die finanzielle Belastung gemindert. Fließt das Baukindergeld ausschließlich in das große Darlehen ein, wäre die Restschuld nach zehn Jahren noch immer sehr hoch. Möglicherweise müssen die Raten der Anschlussfinanzierung durch gestiegene Zinsen sogar nach oben korrigiert werden – ein Desaster für viele Bauherren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Bau- und Immobilienpreise auf Dauer nach oben entwickeln. Die finanzielle Förderung könnte sich in Luft auflösen, falls sich die Nachfrage wegen des Baukindergelds erhöht.
Details zur Abwicklung der finanziellen Förderung
Eine Abwicklung des Baukindergelds erfolgt über die staatliche KfW-Bank. Im Normalfall stellen Familien den Antrag über ihren Baufinanzierer, genauso wie bei anderen Förderprogrammen. Im Internet hat die Bank eine Informationsseite über Baukindergeld eingerichtet. Auf dieser Webseite wird ausdrücklich darauf verwiesen, dass aktuell noch keine Anträge gestellt werden können. Nach derzeitigem Stand der Dinge ist nicht davon auszugehen, dass ein Kreditinstitut dem Antrag widersprechen wird. Für diese Entscheidung sind die Geldsummen zu gering. Derzeit plant die Bundesregierung für das Baukindergeld und ähnliche Fördermaßnahmen knapp zwei Milliarden Euro ein. Generell raten Bauexperten Häuslebauern in spe an, sich den Wunsch nach einem Eigenheim wirklich nur mit genügend Eigenkapital zu erfüllen. Wer eine Baufinanzierung ohne eigene finanzielle Zuschüsse realisieren möchte, wird bei diesem Vorhaben früher oder später auf Probleme stoßen.